Das sympathische Gesicht zu den Abendnachrichten

Foto: Wolfgang Kühner

Claus Seibel im Gespräch mit Sylvia Kuck, Ortsverbandsvorsitzende des Ortsverbandes Wiesbaden im letzten Sommer. Foto: Wolfgang Kühner

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Claus Seibel, langjähriges

Mitglied im DJV Hessen ist verstorben

Nachruf: Vor einem dreiviertel Jahr hat er noch gleichermaßen charmant und eloquent mit der Wiesbadener Ortsverbandsvorsitzenden Sylvia Kuck über die Nachrichtenwelt von „heute“ und an die Anforderungen an Journalismus von morgen geplaudert. Anfang Februar ist der frühere ZDF-Redakteur Claus Seibel 85-jährig gestorben. Der Wiesbadener, der auf dem Lerchenberg 34 Jahre lang die Hauptnachrichtensendung des ZDF präsentierte, war 60 Jahre lang DJV-Mitglied und damit eines der treuesten im Verband. 

Denn Seibels journalistische Laufbahn begann lange vor den langen Jahren beim ZDF in Hessen. Nach dem Breitband-Studium der Germanistik, Geschichte, Publizistik und Theaterwissenschaften in Marburg und Berlin heuerte der gebürtige Gießener beim Hessischen Rundfunk an. Nach dem Volontariat blieb er im Hörfunk hängen, wurde dessen Nachrichtenchef und Anfang der 70er Jahre Sendeleiter, ehe er sich beim Konkurrenzsender bewarb. Dort sprach Seibel im Juli 1971 zum ersten Mal die „heute“-Nachrichten. Am 3. April 2005 war er zum letzten Mal um 19 Uhr „Redakteur im Studio“. Danach sprach er gelegentlich noch Kurzausgaben am Nachmittag oder an Wochenenden.

Nach dem Ende der pandemiebedingten Einschränkungen wollte er sich mit Ehefrau Gabriele endlich wieder seiner Leidenschaft widmen, die Oper, Konzerte und Theateraufführungen besuchen, erzählte er beim Sommerfest des Wiesbadener DJV im Brentanohaus in Oestrich-Winkel. Dort teilten sich die Seibels einen Tisch mit einem weiteren prominenten Jubilar, dem ZDF-Kollegen Dieter Zimmer und dessen Frau. In bemerkenswerter Frische und Schlagfertigkeit analysierte der so unprätentiöse Grandseigneur das Nachrichtengeschäft im Talk mit Sylvia Kuck, fremdelte weniger mit dem Journalismus in digitalen Zeiten, eher mit dem neuen Nachrichtenstudio und so mancher Krawatte des Kollegen Christian Sievers. Als „Krawattenmann des Jahres 1988“ stand ihm eine solche Stilkritik zu, und als Träger eines solchen stilbildenden Titels wusste er sie höflich zu verpacken.

In den DJV sei er bereits als hr-Volontär eingetreten, „weil sich das so gehörte und weil ich dazu gehören wollte“, begründete Seibel seine jahrzehntelange Verbundenheit mit dem Verband lapidar. Überraschend kam Anfang März die Nachricht, dass diese sonore Stimme mit dem wachen Geist dahinter für immer verstummt ist. ZDF-Chefredakteur Peter Frey würdigte den Doyen der „heute“-Nachrichten als verlässlichen und einfühlsamen Begleiter durch die Nachrichtenlage. „Sein Stil zurückhaltender Verbindlichkeit setzt Maßstäbe bis heute.“ Beim Publikum und bei den Kollegen bleibt Claus Seibel als feiner Mann in Erinnerung. ala  

A K T U E L L E S


Blickpunkt Ausgabe 1/2024

Im Frühjahrs-Blickpunkt lesen Sie

 

  • Wie KI in den journalistischen Alltag eingreift – und was Autoren davon haben
  • Wie der Hessische Rundfunk Personalmangel als Strukturreform kaschiert
  • Wie ein Magazin von Journalisten im Exil Landsleuten das Einleben erleichtert
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