Perspektive Hochhausarchitektur

Wiesbaden, 17.08.2015 – Der Auftrag eines Frankfurter Geldinstituts gab dem Fotografen Erich Mehrl den Anstoß, sich die gläsernen Riesen im Bankenviertel näher anzuschauen.

Den jeweils eigenen Reiz der Frankfurter Hochhäuser in den Tages- und Abendstunden zeigt Erich Mehrl in der Ausstellung „skyline@daylight und skyline@nite“. Fotos: Erich Mehrl

Erich Mehrl ist freier Fotograf und DJV-Mitglied im Ortsverband Frankfurt. Foto: Sonja Lehnert

Dem Fotografen Erich Mehrl war bald klar, dass die Perspektive, wie sie Jedermann wahrnimmt, nämlich in den Straßenschluchten, den Blick nach oben gerichtet und sehr begrenzt, nicht seine war – und begab sich auf Augenhöhe mit den oberen Etagen. „Wie sieht die Umgebung aus, wenn ihr euch von der Straße löst?“, fragte er nicht nur sich, sondern gibt die Frage auch an die Betrachter seiner Aufnahmen weiter.

Er verschaffte sich nach und nach Zutritt zu umliegenden Gebäuden, von deren oberen Stockwerken oder Dächern er plötzlich ganz andere Aus- und Einblicke hatte.  Der „dritte Blick“ oder die „dritte Dimension“ nannte er diese neue Ebene.

Es blieb nicht bei einem Blick. Es folgten weitere, aus denen sich fotografische Reihen ergaben, die sich ausdehnten. Nicht nur im Raum, sondern auch in der Zeit.  Die Tageszeiten kamen hinzu und es entstanden Serien, die  Frankfurt bei Tag und bei Nacht zeigten – Serien, die für die Betrachtenden immer wieder neue Details sichtbar machen und neue Gefühle hervorrufen. Es sind keine technisch perfekt geschönte Aufnahmen. Vielmehr geben sie, in Ergänzung zum Motiv, den Moment wieder, in dem und von wo die Aufnahme entstand. Regentropfen, Spiegelungen und beschlagene Scheiben gehören deshalb ebenso dazu wie Verwacklungen. Der Fotograf ist mit bescheidenem Equipment unterwegs. Also auch ohne Stativ. „Zu viel Technik, schreckt die Ansprechpartnerinnen und -partner ab,“ erklärt er die wirksamere Minimalausstattung.


Ins Leben eintauchen

Mehrl ist in einem Zeitraum von drei Jahren nicht nur den außergewöhnlichsten Perspektiven auf der Spur gewesen. Er  war auch um ein gutes Verhältnis mit seinen Ansprechpartnern bemüht. „Es öffnet Tor und Tür, wenn vor allem mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Öffentlichkeitsarbeit, aber auch mit Empfangsdamen, Hausmeistern oder dem Sicherheitspersonal ein Vertrauensverhältnis aufgebaut ist,“ denn  9/11 geistere immer noch in den Köpfen herum, ergänzte er. Man könne nicht einfach in alle Gebäude hineinspazieren und sagen, man wolle von oben fotografieren. Genauso wichtig sei für den Fotografen, mitten in das Leben dort einzutauchen, wo er arbeite, viele Mails zu schreiben, Telefonate zu führen, Kontakte mit den in den Hochhäusern beschäftigten Angestellten zu knüpfen und auch Gespräche in Cafés im Bankenviertel und bei gemeinsamen Mittagessen in Kantinen zu führen. „Man muss ein Teil des Lebens hier werden,“ lautet seine Erklärung dafür, dass es ihm gelungen ist, zu den oberen Stockwerken oder sogar auf die Dächer zu gelangen. Auch nach dieser Tag-Nacht-Serie bleibe Frankfurt weiter für ihn spannend, es erfinde sich immer wieder neu.

Erich Mehrl ist seit 1998 freier Fotograf. Er spezialisierte sich in seiner Arbeit darauf, Architektur zu fotografieren. Um erfolgreich zu sein, müsse man vom Thema „angefressen sein“, wie er sagte. Man müsse ein Profil bilden und für seine Arbeit auch Honorare verlangen, von denen man leben könne. Mehrls Aufnahmen wurden bisher in verschiedenen Einzelausstellungen gezeigt, er bietet innerhalb des Weiterbildungsprogramms der Architektenkammer in Zusammenarbeit mit Dipl. Ing. Bettina Gehbauer-Schumacher Fotografie-Seminare für Architekten an, gibt Kurse in Fotografie und erhält aufgrund seiner außergewöhnlichen Perspektiven immer wieder Aufträge von Unternehmen, die seine Herangehensweise an das Objekt in ihr Firmenimage einbinden wollen. Wichtiger Weiterbildungsbaustein für ihn selbst sei die Deutsche Nationalbibliothek wie er sagte. Dort finde er in den aktuellen Bänden der Architekturfotografie die stilistischen Vorgaben der Gegenwart und Zukunft. Von Fotografen wie Christophe Jacrot (http://christophejacrot.com) und zum Teil Michael Wolf (http://photomichaelwolf.com) lasse er sich bei seinen Aufnahmen immer wieder inspirieren.


Ausstellung im Rahmen des Architektursommers 2015

Den jeweils eigenen Reiz der Frankfurter Hochhäuser in den Tages- und Abendstunden zeigt Erich Mehrl in der Ausstellung „skyline@daylight und skyline@nite“. Sie ist in der Geschäftsstelle der BDB Frankfurt Rhein Main e.V. und ABGnova GmbH, Ginnheimer Straße 48 in Frankfurt zu sehen. Im Rahmen des Architektursommers Rhein-Main 2015 ist die Ausstellung vom 2. September bis 30. Oktober 2015, montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr zu sehen.
Anmeldung beim BDB unter 069-49505 00 oder info(at)bdb-frankfurt.de.

Die Vernissage findet am 1.9.2015, ab 18.30 Uhr statt.

19.00 Uhr: Begrüßung und Einführung durch Bettina Gehbauer-Schumacher, Öffentlichkeitsreferentin BDB Frankfurt Rhein Main e.V.

19.15 Uhr: Willkommen und Erläuterungen durch den Fotojournalisten Erich Mehrl

19.30 bis etwa 21.30 Uhr: Imbiss und Get together



Finissage: 30.10.2015 um 19 Uhr

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Um Anmeldung wird gebeten: Frau Bianca Grolik, Tel.: +49 69 49505-00 oder 
info@bdb-frankfurt.de

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