Beherrschendes Thema war das Management der Flüchtlingskrise. Ausführlich und unverschnörkelt kommentierten der Leiter der Bonner Regionalvertretung, Dr. Stephan Koppelberg, und Pressesprecherin Sandra Fiene die Ergebnisse des „Mini-Gipfels“ vom Vorabend zur Bewältigung der Migration, speziell auf der Balkanroute. Sie betonten die ermutigenden Signale, die die Staats- und Regierungschef in den Anrainerstaaten und die Kommission ausgesandt hätten, um dem Flüchtlingsstrom Herr zu werden. Zum ersten Mal in der EU-Geschichte habe die Europäische Kommission unter Jean-Claude Juncker direkt die Initiative ergriffen und binnen kürzester Zeit zu dem Spitzentreffen eingeladen. Die konkrete Umsetzung der Beschlüsse, so unzureichend sie auch seien, laufe unverzüglich an.
Selbstkritisch räumten die Kommissionsvertreter ein, dass Europa allenfalls aus wirtschaftlichen Interessen heraus mit einer Stimme spreche. Ein solches konzertiertes Vorgehen wünschen sie sich vor allem auch für die Außen- und Sicherheitspolitik. Koppelberg wagte keine Prognose, ob die Differenzen, die zwischen einzelnen Mitgliedsstaaten aktuell offenbar sichtbar werden, dauerhaft überbrückt werden können. Sie betonten aber die Chancen, die in Krisen stecken; aus vorangegangenen Herausforderungen, etwa der Banken- oder der Euro-Krise, sei Europa gestärkt hervorgegangen.
Für den DJV Hessen besuchten drei Mitglieder des Fachausschusses Europa die Premiere, bei der auch der Entwurf des Handelsabkommens TTIP zwischen der EU und den USA thematisiert wurde: Vorsitzender Hans Heinrich Matthiesen, Umberto Biagioni und Andreas Lang. Biagioni warb bei Regionalvertretungsleiter Koppelberg für eine Berücksichtigung der Wirtschaftsmetropole Frankfurt bei einer künftigen Ausrichtung solcher Stammtische. In diesem Raum sieht er ein nicht weniger großes Interesse von Journalisten, Europa zu begreifen und begreifbar zu machen. Matthiesen kann zu Recht davon ausgehen, dass das Angebot der Kommission, einen spezifischen Medien-Stammtisch anzubieten, auch ein Resultat der vom Fachausschuss gestarteten Gesprächsreihe mit prominenten hessischen Vertretern im Europäischen Parlament ist. Dabei ist von beiden Seiten immer wieder zum Ausdruck gebracht geworden, dass nicht nur die Repräsentanten sich schwer tun, die strategische Bedeutung der europäischen Institutionen gegenüber Medienvertretern zu verdeutlichen. In der Folge tun sich letztere auch schwer, der Öffentlichkeit diese Relevanz zu vermitteln.
Mit dem ersten Stammtisch in Wiesbaden ist dieses Defizit prompt reduziert worden. Eine kontinuierliche Fortsetzung dieses Formats wäre die logische Folge. (ala)