Einer der Aufhänger war die anhaltende Diskussion über die Gründung einer Stiftung der Landesanstalt für Medien LfM in Nordrhein-Westfalen. Zudem stellten kürzlich die Liberalen im Düsseldorfer Landtag den Antrag, den Journalismus als gemeinnützig anzuerkennen.
Und damit nicht genug, präsentierte David Schraven, bis Ende Mai noch Recherche-Chef bei der WAZ, das just am 1. Juli gestartete erste gemeinnützige Recherchebüro im deutschsprachigen Raum, Correct!V.
Dass das Thema Feuer schürrt, zeigten die kontroversen Diskussionsbeiträge auf dem Podium, aber auch seitens des Publikums, das aufgefordert war, mitzudiskutieren. Zwei zentrale Fragen standen auch in Düsseldorf im Mittelpunkt: Wie kann der Journalismus Qualität auch in der digitalen Welt beibehalten? Und wie kann Qualitätsjournalismus bezahlt werden?
Eine Diskussionsgrundlage lieferte die aktuelle LfM-Studie „Journalismus in der digitalen Welt: Wie verändert sich gerade journalistisches Arbeiten?“ Eine Bestandsaufnahme mit ersten Ergebnissen legten Prof. Dr. Volker Lilienthal (Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur für Praxis des Qualitätsjournalismus, Universität Hamburg) und Prof. Dr. Stephan Weichert (Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation und Hamburg Media School) vor. Die beiden Wissenschaftler untersuchten vor allem den Einfluss des Internets auf die Erstellung von Medieninhalten.
In die Studie einbezogen wurden auch die Nutzer, die gegenwärtig erstmals die Gelegenheit erhielten, online direkt an der Erstellung von Inhalten mitzuwirken. Zu wenig würden sie noch einbezogen, doch wie weit sollte man sie mitwirken lassen? Auch darüber wurde heftig diskutiert, denn bei aller Technik und Automatisierung dürfe man nicht den gesellschaftlichen Auftrag des Journalismus vergessen (die komplette Studie „Journalismus unter digitalen Vorzeichen“ erscheint im Herbst in der Schriftenreihe Medienforschung der LfM).
Sascha Fobbe, stellvertretende Landesvorsitzende des DJV NRW und Redakteurin bei Radio RST, argumentierte, dass die Medien unter anderem auch die Aufgabe hätten, darüber zu informieren, was vielleicht nicht gerade auf der Beliebtheitsskala der Nutzerinnen und Nutzer ganz oben stehe, aber als Grundlage wichtig für die Meinungsbildung sei.
Die Finanzierung von Qualitätsjournalismus
Vonseiten der meisten Verlage heißt die einzige Finanzierungsmöglichkeit „Sanierung“. So geschieht es bundesweit, aktuell gerade beim hessischen Darmstädter Echo und wie Chefredakteur der „Westdeutschen Zeitung“, Ulli Tückmantel, berichtete auch in NRW. Mit der Einsparung von 50 Prozent des Personals soll die WZ saniert werden.
Dass es andere Wege gibt, zeigten kürzlich die „Krautreporter“. Christian Fahrenbach, einer der Gründer und Mitautor, diskutierte auch auf dem Podium der Medienversammlung und ist sich bei der Finanzierung des Projektes durch Crowdfunding durchaus des Wohlwollens der Branche bewusst, die durch ihre Unterstützung zum Gelingen beigetragen hat. 15.000 Menschen tragen ein Jahr lang mit fünf Euro monatlich dazu bei, dass, wie Fahrenbach es beschrieb, „ausgeruhte Artikel“ im sonst hektischen Online-Journalismus erscheinen.
Ob staatliche Unterstützung den Journalismus nicht vollkommen knebelt und fesselt, wird gegenwärtig vor allem in Nordrhein-Westfalen heftig diskutiert. Laut Antrag der FDP im Landtag soll Journalismus die Chance in Deutschland bekommen, gemeinnützig zu werden – solange dies selbstlos und ohne Gewinnerzielungsabsicht geschehe. In den USA wird das seit Jahren praktiziert. Gewinnorientierte Medienhäuser, alle, die Profite machen wollen, sind davon selbstverständlich ausgenommen.
Noch bevor auf politischer Ebene über die Gemeinnützigkeit von Medien entschieden wurde, geht seit dem 1. Juli das erste gemeinnützige Recherchebüro im deutschsprachigen Raum, Correct!V, unter der Leitung von David Schraven diesen Weg. Mit finanzieller Unterstützung der Brost-Stiftung will Schraven und sein Team Recherchen durchführen, für die andere Medien kein Geld mehr haben. Vorbild ist die US-Organisation ProPublica, die komplexe Recherchen finanziert und die Ergebnisse unentgeltlich Zeitungen, Magazinen oder TV-Sendern zur Verfügung stellt.
Direkte und indirekte Formen der Presseförderung sind im Übrigen in den meisten europäischen Ländern gang und gäbe. Dabei sind die skandinavischen Länder Vorreiter, was nicht heißt, dass der Staat dort die Pressefreiheit einschränkte. Ganz im Gegenteil: Schweden und Norwegen rangieren auf dem ersten, Finnland auf dem dritten und Dänemark auf dem sechsten Platz der Pressefreiheitserhebung von Freedom House.
Gegner wie Befürworter von Presseförderung dürften sich darin einig sein, dass die Freiheit der Medien von Staat (und Wirtschaft) ein hohes Gut ist, das es zu erhalten gilt. Staatliche Eingriffe in redaktionelle Entscheidungen und Medieninhalte gingen mit einer Demokratie nicht einher.
In der Abschlussdiskussion wurde noch einmal auf Kritik, Kontrolle, Information und Bildung als Funktionen der Medien hingewiesen. Dies müsse unter den Gesichtspunkten Journalismus als Kulturgut, aber auch als Wirtschaftsgut gesehen werden, sagte Prof. Dr. Marlis Prinzing von der Makromedia Hochschule Medien und Kommunikation in Köln.
Die Medienversammlung stellte 2014 wieder deutlich heraus, dass Qualitätsjournalismus das Ziel aller Medienmacher sein sollte, dass für seine Finanzierbarkeit aber weiter nach geeigneten Wegen gesucht werden müsse. sl
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