Landesverbandstag 2014 - DJV Hessen fordert Platz im Rundfunkrat

Hanau, 19. Juli 2014 – Eine Resolution über die Entsendung einer Vertreterin oder eines Vertreters in den Rundfunkrat, zahlreiche Diskussionsbeiträge zum Stand der medialen Gegenwart in Hessen und bundesweit sowie Engagement, das Mut macht, waren die zentralen Punkte des Landsverbandstages in Hanau am 19. Juli 2014.
Rund 55 Delegierte trafen sich am 19. Juli 2014 zum Landesverbandstag des DJV Hessen in Hanau. Foto: Wolfgang Kühner

Rund 55 Delegierte trafen sich am 19. Juli 2014 zum Landesverbandstag des DJV Hessen in Hanau. Foto: Wolfgang Kühner

Vorstand und Geschäftsführer des DJV Hessen: Jörg Steinbach, Dr. Gabriela Blumschein-Grossmayer, Achim Wolff, Hans U. Heuser, Harro Menzel, Martin Schmidt, Martin Angelstein, Axel Häsler und Dr. Klaus-Peter Andrießen. Foto: Sonja Lehnert

Vorstand und Geschäftsführer des DJV Hessen: Jörg Steinbach, Dr. Gabriela Blumschein-Grossmayer, Achim Wolff, Hans U. Heuser, Harro Menzel, Martin Schmidt, Martin Angelstein, Axel Häsler und Dr. Klaus-Peter Andrießen. Foto: Sonja Lehnert

Zirka 55 Delegierte forderten auf dem diesjährigen Landesverbandstag des DJV Hessen eine Änderung des Gesetzes über den Hessischen Rundfunk, wonach der DJV Hessen künftig eine Vertreterin oder einen Vertreter in den Rundfunkrat entsendet.

Spätestens seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vom 25. März 2014 über die Staatsferne der Aufsichtsgremien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks muss auch in Hessen die Frage nach der Rechtmäßigkeit der Zusammensetzung des HR-Rundfunkrates gestellt werden. „Es ist eine Außerachtlassung journalistischer Fachkompetenz“ kritisierte der 1. Vorsitzende Hans U. Heuser, „dass der DJV Hessen im HR-Rundfunkrat – im Gegensatz zu nahezu allen anderen Gremien von ARD und ZDF – nicht vertreten ist.“ Sechs Vertreter von Landesregierung und des Landtages im Rundfunkrat, so Heuser weiter, sorgten für Staatsnähe, nicht für Staatsferne.

Im Detail lautet die Forderung

  1. Im § 5 Abs. 2 des Gesetzes über den Hessischen Rundfunk wird die Zahl von sechs Vertretern der Landesregierung und des Landtages reduziert.
  2. In derselben Vorschrift wird festgeschrieben, dass der DJV Hessen berechtigt ist, eine Vertreterin oder einen Vertreter zu entsenden.
  3. Es wird festgestellt, dass über das Mandat entsendungsberechtigter Einrichtungen und Organisationen, keine Mitglieder der Landesregierung oder amtierende Abgeordnete entsendet werden dürfen.


1. Vorsitzender Hans U. Heuser blickt kritisch auf die hessische und bundesweite Medienwelt, sieht aber auch den DJV vor Umstrukturierungen. Foto: Wolfgang KühnerVorsitzender Hans U. Heuser wies des Weiteren auf die Entwicklungen hin, die den Verband derzeit beschäftigen und die für die Zukunft des DJV Hessen, dessen Mitglieder und des DJV-Gesamtverbandes möglicherweise eine weitreichende Auswirkung haben. Zentrale Punkte waren die Umwälzung bei der „Frankfurter Rundschau“ und die anhaltend unbefriedigende Situation der Redakteurinnen und Redakteure beim Pressedienst Frankfurt PDF, die angekündigten „Sanierungsmaßnahmen“ beim Darmstädter Echo bis hin zu den geplanten Einsparungen beim „Mannheimer Morgen“. Weitere diskutierte Themen waren vor allem der bundesweit schleichende Mitgliederrückgang und die Notwendigkeit, sich nach außen und vor allem an den journalistischen Nachwuchs zu wenden.

Heuser sprach aber auch die mutigen Signale an, die vor allem aus Marburg kamen. Die Kolleginnen und Kollegen dort stritten und streiten sehr entschlossen für einen Haustarif bei der „Oberhessischen Presse“, die zum Hannoverschen Madsack-Konzern gehört. Sie haben bereits einige Streiktage hinter sich und führen mittlerweile Gespräche mit der Geschäftsführung. Die Aktivitäten führten ebenfalls dazu, dass sich wieder ein Marburger Ortsverband organisierte.

Er wünscht sich diesen Mut und Entschlossenheit in allen anderen hessischen Verlagshäusern und Redaktionen, die nicht mehr der Tarifbindung unterliegen. Schon deshalb, weil die Verlage und ihre Manager mehr und mehr Tarifflucht begingen, skrupellos Arbeitsplätze abbauten, Redaktionen zusammenschlössen oder auslagerten und damit die Medien- und  Meinungsvielfalt – und damit auch den Qualitätsjournalismus -  einschränkten und zerstörten. Er ziehe umso mehr den Hut vor den Marburgern, die mutig für ihre Rechte einträten.

Gäste. Foto: Wolfgang Kühner

 

Als Gäste begrüßte der 1. Vorsitzende Hans U. Heuser den Bundesvorsitzenden Michael Konken (2.v.r.), die Vorsitzenden Michael Busch aus Bayern (2.v.l.), Bernd Lammel aus Berlin und Andrea Wohlfahrt aus Rheinland-Pfalz (l.), die stellvertretende Vorsitzende aus Thüringen Heidje Beutel, Mitglieder des Vorstands aus Thüringen und Nordrhein-Westfalen sowie Manfred Hoffmann, neuer Geschäftsführer des Presseversorgungswerks (r.). 

Moderation. Foto: Wolfgang Kühner

 

 

 

 

 

Norbert Dörrholt (l.) und Thorsten Becker (r.) moderierten noch ganz im Fußballfieber der Weltmeisterschaft mit viel Witz in den Verbandstag hinein.


Tagespräsidium. Foto: Wolfgang Kühner

 

 

 

Im weiteren Verlauf besetzten sie das Tagespräsidium: Thorsten Becker (r.) und Norbert Dörrholt (l.). Davor Schatzmneisterin Dr. Gabriela Blumschein-Grossmayer, Geschäftsführer Achim Wolff und 1. Vorsitzender Hans U. Heuser (v.l.n.r.).

 

Landrat MKK. Foto: Wolfgang Kühner

 

1. Vorsitzender Hans U. Heuser konnte auch den Landrat des Main-Kinzig-Kreises, Erich Pipa, begrüßen, der auch als Politiker die Veränderungen in der  Medienlandschaft wahrnimmt: „Früher haben wir mit den Redakteuren regelrechte Streitgespräche geführt, wir kamen ins Kreuzfeuer und mussten Rede und Antwort stehen. Heute kommt kaum noch jemand aus den Redaktionen zu den Terminen. Im MKK gibt es zehn Tageszeitungen, bei der letzten Kreistagssitzungen waren gerade mal drei vertreten. Dass es dann an Qualität mangelt, merken auch die Leserinnen und Leser.“

Presseversorgung, Hoffmann. Foto: Wolfgang Kühner

 

 

 

 

 

Der neue Geschäftsführer des Presseversorgungswerkes, Manfred Hoffmann, stellte sich vor.

 

Schatzmeisterin Dr. Gabriela Blumschein-Grossmayer. Foto: Wolfgang Kühner

 

 

 

Schatzmeisterin Dr. Gabriela Blumschein-Grossmayer gab Auskunft über den Haushalt, der im Detail in den Tagungsunterlagen aufgeführt ist. Auch bei den Finanzen des Landesverbandes mache sich die sinkende Mitgliederzahl bemerkbar, merkte sie an.

 

Beerheide. Foto: Wolfgang Kühner

 

 Rebecca Beerheide berichtete über die Rechnungs- und Kassenprüfung, die sie mit Kerstin Pleyer im Juni dieses Jahres durchgeführt hatte. Sie lobte die lückenlose und transparente Aufstellung, die vor allem der Schatzmeisterin, Dr. Gabriela Blumschein-Grossmayer und den Mitarbeiterinnen in der Geschäftsstelle zu verdanken sei. Des Weiteren berichtete sie über den Fachausschuss Gleichstellung und Betriebsräte. Der Antrag, die beiden Fachausschüsse wieder zu trennen, werde auf das kommende Jahr verlegt.


Zilian. Foto: Wolfgang Kühner

 

Knud Zilian, Vorsitzender des Fachausschusses Audiovisuelle Medien, kritisierte die Absenkung des Rundfunkbeitrags um 48 Cent auf nun 17,50 Euro. „Damit ist keine solide Finanzierung möglich,“ sagte er. Gegen den bundesweiten Trend, der das Radio als Massenmedium mit konstanter Hörerschaft zeige, sinken in Hessen die Zahlen. hr3 verzeichne Verluste, ebenso sinke die Verweildauer. Einzig You FM und hr Info verbuchten Gewinne.

Matthiesen. Foto: Wolfgang Kühner

 

 

 

 Hans Heinrich Matthiesen, Vorsitzender des Fachausschusses Europa, konnte auf ein erfolgreiches erstes Jahr des Ausschusses zurückblicken. Die Kontakte zum Hessischen Landtag nähmen zu, allerdings sei es schwer, bei den Mitgliedern das Interesse für Europathemen zu wecken. Im Gespräch sei jetzt eine Fahrt nach Straßburg.

 

Steinbach. Foto: Sonja Lehnert

 

 Jörg Steinbach ist Mitglied der Versammlung der Hessischen Landesanstalt für Privaten Rundfunk und neue Medien LPR. Er berichtete, dass die LPR mit Joachim Becker einen neuen Direktor habe und dass jeder fünfte Hörer die offenen Kanäle, zum Beispiel in Fulda, Gießen und Offenbach, nutze. Erfreulich sei, dass viele junge Hörer hinzugekommen seien. Steinbach wurde von den Delegierten für weitere vier Jahre als Vertreter in der LPR gewählt. Foto: Sonja Lehnert

 

Konken. Foto: Wolfgang Kühner

 

 

Bundesvorsitzender Michael Konken formulierte, was alle Medienschaffende derzeit beschäftigt: „Meine Antwort zur Zukunft des Journalismus ist: Keiner weiß, wohin es geht.“ Er kritisierte, dass viele freie Kolleginnen und Kollegen von einem Bruttoeinkommen von 1.200 Euro leben müssten.

 

Lammel. Foto: Wolfgang Kühner

 

 

 

 

Bernd Lammel, Vorsitzender des DJV Berlin, ging auch auf länderübergreifende Themen wie auf die Fusion mit dem JVBB ein, die von Hans U. Heuser angesprochen wurde und noch zu keinem Abschluss kam.

 

Kiesel. Foto: Wolfgang Kühner

 

 

 

Wolfgang Kiesel, Journalist, Seminarleiter des DJV und seit mehr als 25 Jahren Dozent in der Aus- und Weiterbildung von Journalisten, hielt eindringlich vor Augen, dass der DJV mit seinem Programm nicht bei der Zielgruppe ankomme, die er erreichen wolle und dass es dringend notwendig sei, dafür Lösungen zu finden.

 


Scheer. Foto: Wolfgang Kühner

 

 

 

 

Wolfgang Scheer, 85-jähriges Ehrenmitglied, wurde für 65 Jahre Mitgliedschaft geehrt.

 





Die kommenden Verbandstage des DJV Hessen finden 2015 in Wetzlar und 2016 in Frankfurt statt.

Fotos: Wolfgang Kühner, Bildergalerie hier, Fotos: Wolfgang Kühner

 

 

Feier zum 25. Jahrgang des Blickpunkt. Dr. Gabriela Blumschein-Grossmayer im Gespräch mit Michael Hiller aus Sachsen, Martin Schmidt, Gerhard Samulat, Friedbert Wolter und Prof. Dr. Siegfried Quandt (v.l.n.r.). Foto: Wolfgang KühnerFeier zum 25. Jahrgang des Blickpunkt. Dr. Gabriela Blumschein-Grossmayer im Gespräch mit Michael Hiller aus Sachsen, Martin Schmidt, Gerhard Samulat, Friedbert Wolter und Prof. Dr. Siegfried Quandt (v.l.n.r.). Foto: Wolfgang Kühner

 

Mitgliedsmagazin „Blickpunkt" feiert Jubiläum

Bereits am Vorabend feierte das hessische Verbandsmagazin „Blickpunkt“ sein 25. Jahrgangsjubiläum. 1. Vorsitzender Hans U. Heuser erinnerte sich, „ja, wir hatten 1989 diese Idee von einer Mitgliederzeitung. Dass sie sich aber bis zum 25. Jahrgang halten wird, konnten wir nicht ahnen.“ Es wurden viele Anekdoten erzählt an diesem Abend, unter anderen, dass eine Karikatur, die Musil gezeichnet hatte, unauffindbar blieb, dass dafür aber eine Ausgabe, die bei der Sichtung aller Ausgaben nicht zu finden war, nun das Archiv wieder vervollständige. DJV Ehren-Mitglied Volker Hummel steuerte die Ausgabe aus seinem Privatarchiv bei. Harro Menzel, Vorstandsmitglied des Verbands, warf einen Blick auf die Anfänge des Magazins, stellte die Arbeit der Redakteure vor und versäumte auch nicht, auf die großen geschichtlichen Ereignisse zu verweisen, die mit der deutschen Vereinigung einhergingen. Daraus entwickelte sich über viele Jahre eine redaktionelle Zusammenarbeit mit Thüringen, die bedauerlicherweise seit diesem Jahr nicht mehr weiter besteht.
Als Politiker aber auch als Medienkonsument sprach Oberbürgermeister Claus Kaminsky die spürbaren und tiefgreifenden Veränderungen in der Medienlandschaft an, freute sich darüber, dass der DJV Hessen seinen Verbandstag in Hanau veranstaltet und beglückwünschte den Verband sowohl zur Qualität des „Blickpunkt“, als auch zu seiner Arbeit, die der DJV in Hessen seit Jahren lieferte.
Mit dem Comedian „Herr Mayer“ kam auch der humoristische Blick auf die Journalisten nicht zu kurz. Wider allzuviel Ernst nahm er den Journalismus in Comedy-Manier auf die Schippe.
sl

Weitere Fotos hier (wenn nicht anders vermerkt, alle Fotos: Wolfgang Kühner)

Archiv bis Oktober 2013

Dieser Link öffnet ein separates Fenster mit den Artikeln der bisherigen Homepage des DJV Hessen von 2004 bis zum Oktober 2013.

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