Israel – im Auge des Sturms

Frankfurt, 21.10 2014 – Der Generalkonsul des Staates Israel für Süddeutschland Dr. Dan Shaham war zu Gast im Presseclub Frankfurt. Er folgte einer Einladung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Frankfurt in Kooperation mit dem DJV Ortsverband Frankfurt. Die Vorsitzende der Gesellschaft, Claudia Korenke, ebenfalls Mitglied des Ortsverbandes, vermittelte den Referenten.
Norbert Dörholt, 2. Vorsitzender es DJV Ortsverbandes Frankfurt, Dr. Dan Shaham,  Generalkonsul des Staates Israel für Süddeutschland, und Claudia Korenke, Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Frankfurt (v.l.n.r.) im Gespräch. Foto: Sonja Lehnert

Norbert Dörholt, 2. Vorsitzender es DJV Ortsverbandes Frankfurt, Dr. Dan Shaham, Generalkonsul des Staates Israel für Süddeutschland, und Claudia Korenke, Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Frankfurt (v.l.n.r.) im Gespräch. Foto: Sonja Lehnert

Reges Interesse rief die Veranstaltung im Presseclub Frankfurt hervor. Mehr als 60 Gäste waren zur Diskussion mit Dr. Dan Shaham gekommen. Foto: Sonja Lehnert

Reges Interesse rief die Veranstaltung im Presseclub Frankfurt hervor. Mehr als 60 Gäste waren zur Diskussion mit Dr. Dan Shaham gekommen. Foto: Sonja Lehnert

Dan Shaham beschrieb eingangs aus seiner Sicht die Lage in Nahost. Die derzeitige Krise in Irak und Iran, Kurdistan, Syrien, Jordanien, Libanon, Ägypten spiegele das Chaos in der Region wider. Seit 2010, als die Serie von Protesten gegen totalitäre Regime in Nahost, als arabischer Frühling bezeichnet, begann, werde der Wunsch nach Veränderung in der arabisch-muslimischen Gesellschaft besonders deutlich. Gewalttätig und chaotisch seien die Proteste in Algerien, Syrien, Irak, Libanon und Ägypten verlaufen, wo die Menschen gegen die Diktatur protestierten. Doch was gekommen sei, war der radikale Islam und diese Länder seien jetzt mit der Terrorgruppe Islamischer Staat IS konfrontiert. Als Beobachter habe Israel darauf keine Antwort. Wie überall auf internationalem Niveau stelle sich die Frage, was bedeutet Radikalislam? Und stärker denn je mache sich der westliche Wunsch bemerkbar, dass in Nahost stabile Demokratien gewählt würden. Sie seien die beste Garantie für Frieden. Doch sei der Prozess in Nahost noch immer im Wandel.

Die Annäherung zwischen Israel und der arabischen Welt sei ein Beispiel für die positive Entwicklung und werde immer weiter fortgeführt, wie der Frieden mit Ägypten und Jordanien zeige. Bis April dieses Jahres wurde ebenfalls mit Palästina verhandelt. Man sei jedoch nicht bereit, mit der Hamas zu verhandeln. Sie werde auch von Historikern, Politologen und Juristen in den meisten westlichen Staaten als terroristische Bewegung beschrieben. Und wenn sie angreife, dann verteidige man sich. Der kleine Staat Israel versuche, in der Region die Stabilität zu halten, aber wie in jeder Partnerschaft, Familie und Nachbarschaft gebe es auch hier Grenzen. Weder sei Antisemitismus noch Gewalt legitim. Israel habe ein Zusammenleben in Nahost ermöglicht und seine optimistische Botschaft laute, dass es gute Chancen gebe, Frieden mit Palästina zu schließen.
Die derzeitige Auseinandersetzung von Shiiten und Sunniten habe aber mit der Situation Israels in der arabischen Welt nichts zu tun, sehr wohl aber die Auswirkungen der IS Taten als ein innerer islamischer Konflikt, in dem Zivilisten als menschliche Schutzschilde benutzt werden.

In der anschließenden Diskussion wurde die Frage nach Anzeichen für Dan Shahams Optimismus gestellt. Er verwies auf die letzten Konflikte in der Region, in denen weder die Politiker noch die Polizei eingreifen mussten. Es sei zwar zu Demonstrationen gekommen, jedoch nicht zum Krieg. Das zeige ihm, dass die Mehrheit der Palästinenser erkannt habe, dass die Hamas nicht für Demokratie stehe und der radikalpolitische Islam auch für Palästina ein Problem darstelle. Um wirtschaftliches Wachstum in den palästinensischen Gebieten zu unterstützen, würde Israel auch mit Lebensmitteln und Baumaterial helfen. Doch es müsse Normalität einkehren und Gewalt vermieden werden. Solange aber die Hamas Einfluss hätte, gebe es keine Veränderung hinsichtlich der Armut unter der Bevölkerung – und auch darauf habe Israel keine Antwort.

Wie denn ganz praktisch eine geografische Verbindung hergestellt werden könne zwischen dem Gaza-Streifen und dem Westjordanland, das sah Shaham unproblematisch, ob mit einer Straße, Brücke oder Tunnel, das Problem sei die ideelle Bedeutung des Landes. Und wie sehe es mit der Anerkennung eines eigenen Palästinenserstaates aus? Briten, Schweden, Franzosen, ja auch US-Amerikaner hätten eine Anerkennung befürwortet. Das sei eine Kernfrage, sagte Shaham, die Israel mit den westlichen Staaten verbinde. Wie könne die Hamas zu einer demokratischen Partei konvertieren? Wenn jemand eine wirklich gute Idee hätte, würde Israel sie anerkennen. „Wir brauchen nicht so viele Ratgeber, wir brauchen Partner,“ fuhr er fort. Auch auf die Frage, warum die USA nicht eingreife, antwortete er, dass die USA viel Zeit und Geld investiert habe, dass sie aber weder Israelis noch Palästinenser seien und dass die Lösung nicht von außen kommen könne. Wenn nicht beide Seiten bereit seien, könne sowieso keine Lösung funktionieren. Gegenwärtig seien Kräfte am Wirken, die Grenzen auflösten – siehe Kobane – und Israel habe nun einmal Grenzprobleme. Auch wie die Rolle der Türkei sich entwickle sei fraglich. Die Türkei sei ein „regionaler Spieler“, der in gebrochenem Dialog mit dem Westen stehe. Wenn man die Werte der Demokratie verliere, käme es unweigerlich zu Problemen  in der Kommunikation.

Norbert Dörholt, 2.Vorsitzender des Ortsverbands Frankfurt. schloss die Diskussion mit den Worten, dass das Leben in Israel weitgehend normal sei und mit 28 Prozent mehr Einwanderern als im Vorjahr auch die Attraktivität als Einwanderungsland so hoch wie lange nicht mehr sei. sl

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