#JJT18

Wiesbaden/Frankfurt, 3. März 2018 - Hessischer Jungjournalistentag 2018 ging in die vierte Runde und war mit über hundert Teilnehmenden der bestbesuchte seit seiner Premiere. Zum Thema Recherche und journalistischer Praxis referierten die PraktikerInnen vor dem Nachwuchspublikum und boten neben Fachwissen jede Menge Kontakte und Netzwerkmöglichkeiten.


„Recherche, das ist einer der Grundpfeiler des Journalismus", so begann Knud Zilian, der Vorsitzende des DJV Hessen seine Begrüßung vor ca. 100 Teilnehmenden des 4. Hessischen Jungjournalistentags. Er verurteilte heftig den Mord an dem slowakischen Journalisten, Jan Kuciak, der wegen seiner Recherchen wenige Tage zuvor brutal ermordet worden war. Er hatte über Verbindungen der italienischen Mafia in die slowakische Politik recherchiert.

Wie Recherche praktisch angewendet wird, darüber berichteten im Folgenden Kristin Blum und Nicola Staender von funk in Mainz, Janina Strothmann und Stefan Leidner vom Hessischen Rundfunk und die beiden Podiumsgäste von „crowdspondent", Lisa Altmeier und Steffi Fetz. Journalistische Formate und Möglichkeiten, die sicher nicht überall bekannt waren, wurden so zur Diskussion gestellt. funk bietet für die Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen 60 Formate an, die weder im Radio noch im Fernsehen sondern im Internet laufen. Der Hessische Rundfunk ist einer der Zulieferer der Geschichten.

Eine Möglichkeit, Recherche zu finanzieren, ist Crowdfunding. Zumindest für die beiden jungen Frauen von „crowdspondent". Sie sind in Deutschland und der Welt unterwegs, und gehen den Fragen „ihrer" Community nach.

Dass Praktika und Volontariate bei Print, Online, Radio, Multimedia, generell die ganze Ausbildung die NachwuchsjournalistInnen interessiert, zeigten die ausgebuchten Workshops. Existenzgründung und das alte, neu aufgelegte Podcasting waren wie die Informationen rund um das Presserecht und Hate Speech gefragte Themen.

In den Pausen zeigte sich, wie wichtig das Netzwerken ist. Kontakte konnten für Praktika hergestellt werden oder dienten der individuellen Beratung, was die Ausbildung betrifft.

Über Kommentare zum Ablauf des #JJT18 und (Themen-)Vorschläge für den #JJT19 freuen sich die Veranstalter und laden alle ein, sich an der Organisation zu beteiligen.

Weiter zu Momentaufnahmen des #JJT18.

 

 

Pressefreiheit, damit Demokratie funktioniert

Wiesbaden, 15. Februar 2018 – Deniz Yücel ist seit einem Jahr in Haft. In seiner Heimatstadt Flörsheim wird seitdem immer am 14. eines Monats zur Mahnwache aufgerufen. Gestern waren zirka 250 Menschen zur Stadthalle gekommen, um ihre Solidarität zu bezeugen und die türkische Regierung aufzufordern Yücel endlich freizulassen.

Der Vorstand des DJV Landesverbands Hessen mit dem Vorsitzenden Knud Zilian und der DJV Vorsitzende Frank Überall waren ebenfalls vor Ort.

„Ich wollte, Sie wären heute alle nicht hier,“ sagte Bürgermeister Michael Antenbrink. Er hoffe, dass die Beziehungen zur Türkei endlich wieder zur Normalität zurückkehrten. Vor einem Jahr hatte sich der „Welt“-Redakteur Yücel bei einer Polizeiwache gemeldet, wurde in Polizeigewahrsam und wenig später in Untersuchungshaft genommen. Die Begründung lautete Volksverhetzung und Terrorpropaganda. Bis heute ist es zu keiner Anklageschrift gekommen. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte fordert Yücels Freilassung.

Wer über Europa verhandle, müsse die Werte der Europäischen Union achten, lautete einer der Kommentare, die die anwesenden Vertreter der Parteien forderten. Pressefreiheit sei das Salz in der Suppe der Demokratie und dafür sei einer wie Deniz Yücel da, der mit seiner Arbeit den Verantwortlichen einen Spiegel vorhalte. DJV-Vorsitzender Frank Überall forderte in diesem Sinn auch die Politiker auf, sich für die Pressefreiheit einzusetzen, in Deutschland, in der Türkei und weltweit. „Journalismus ist kein Verbrechen,“ sagte er.

Yücels Schwester Ilkay verlas ein Grußwort ihres Bruders, das sie kurz vor der Veranstaltung von ihm erhalten hatte. Darin dankt er besonders den Flörsheimer Bürgerinnen und Bürgern sowie Bürgermeister Antenbrink für deren Unterstützung. „Ich lasse mich nicht entmutigen“, las Ilkay Yücel vor. Er wisse bis heute nicht, was ihm vorgeworfen werde, sagte sie, in der Türkei werden kritische Stimmen weggesperrt.

DJV-Landesvorsitzender Knud Zilian begrüßte Ilkay Yücel. Sie war im vergangenen Jahr vom Landesverband eingeladen, an dessen Luftballonaktion "FreeDeniz" teilzunehmen. An diesem Tag hatte sie jedoch in Berlin den Theodor-Wolff-Preis entgegengenommen, der an ihren Bruder verliehen worden war.

An der Mahnwache nahmen ebenfalls die Eltern und die Nichten Deniz Yücels teil. Sie hatten Exemplare des am selben Tag erschienenen Buchs „Wir sind ja nicht zum Spass hier“, dabei, das Yücel im Gefängnis geschrieben hatte. Sie waren innerhalb weniger Minuten ausverkauft.

 

70-Jahr-Feier des DJV Hessen

Der amtierende Vorsitzende, Knud Zilian, ging in seiner Begrüßung auf die Geschichte des Landesverbandes ein, seine Gründung am 2. März 1947 in Frankfurt und den rasanten Wandel der Medien seitdem. „Als Berufsverband schauen wir heute wie damals auf die Presse- und Meinungsfreiheit“, sagte er. Bedenklich sei auch, dass Kolleginnen und Kollegen ihren Beruf aus wirtschaftlichen Gründen an den Nagel hängen müssten. „Das Drücken von Gehältern und Honoraren wird nicht zur Verbesserung unserer Medienlandschaft führen“, fuhr er fort und versprach, dass der DJV gerade das im Blick behalten werde.

Bürgermeister Arno Goßmann begrüßte, dass der DJV Hessen die Medienstadt Wiesbaden neben zahlreichen Filmproduktionsfirmen, Agenturen und der Hochschule RheinMain mit seiner Geschäftsstelle bereichere. „Es tut Wiesbaden gut, dass Sie hier sind“, sagte er.

Presse- und Rundfunkfreiheit und deren Rolle als Grundpfeiler der Demokratie zog sich als Thema durch alle Reden des Abends. Staatsminister Stefan Grüttner, der in Vertretung des Schirmherrn des Empfangs, Ministerpräsident Volker Bouffier, teilnahm, bekräftigte, dass die Politik die Rahmenbedingungen für angemessene Arbeitsbedingungen von Journalistinnen und Journalisten zu schaffen habe. Der DJV Bundesvorsitzende, Prof. Dr. Frank Überall, erinnerte daran, dass in der Geschichte Deutschlands bereits einmal die Pressefreiheit unterbunden, Redaktionen geschlossen und Journalistinnen und Journalisten mit Hungerlöhnen abgespeist wurden. Kolleginnen und Kollegen in der Türkei gingen jetzt für kritische Berichterstattung ins Gefängnis. Der Intendant des Hessischen Rundfunks, Manfred Krupp, sprach die Herausforderungen in allen Medien an, „aus den schier endlosen und unübersichtlichen Meldungen die auszuwählen, die relevant sind“.

Der langjährige DJV Bundesvorsitzende und Dozent der Universität Vechta, Michael Konken, richtete den Blick nicht nur auf die Geschichte des Verbands, sondern auf die Zukunft. Nachrichten seien wichtig für die Meinungsbildung und in Zeiten von Falschmeldungen, die rasend schnell über das Internet verbreitet würden, umso wichtiger. „In die Welt der Fakes kann der Journalismus selbst eingreifen, kann nach und nach Vertrauen zurückgewinnen“, sagte er. Nicht durch das Vermischen von Nachricht und Meinung, sondern durch Sorgfalt, Wahrhaftigkeit und Vollständigkeit sei der Journalismus glaubwürdig.

Hans Leyendecker, ehem. Leitender Politischer Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung, unterstrich, dass kritischer Journalismus die Kontrolle politischer Macht leisten solle. So, wie man es am Beispiel des amerikanischen Präsidenten und der Presse in den USA sehe. Doch diese Aufklärung koste etwas. „Man muss Journalisten einstellen, die mit aller Kraft ihrem Handwerk nachgehen“, forderte er. Journalisten seien der Wahrheit verpflichtet und bei ihrer Arbeit habe es immer um Aufklärung zu gehen.

Die Postulate aller Redner gaben ein Zeugnis davon ab, wie stark ein an Grundwerten und Grundrechten der Verfassung orientierter Journalismus sein kann und wie wichtig er als ein Grundpfeiler der Demokratie ist.

Der Abend klang beim Get Together und zahlreichen interessanten Gesprächen aus.

 

 

 

Mit mehr Optimismus nach Hause

Wiesbaden / Frankfurt, 12. Juni 2017 – Mehr als 60 Teilnehmende trafen sich am 10. Juni 2017 in Frankfurt in der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) zum Hessischen Jungjournalistentag #JJT17.

Das Thema „Von funky bis fake – wie seriös muss Journalismus sein?“ fachte Diskussionen an, Workshops informierten über Ausbildungsmöglichkeiten, in den Pausen war Zeit zum Netzwerken.

Zum ersten Mal war die HMKW in Frankfurt Partner des Hessischen Jungjournalistentags und stellte ihre Räume zur Verfügung. Neben dem DJV Hessen waren wie bisher die Presseclubs in Frankfurt und Wiesbaden, die Hörfunkschule Frankfurt, die Jugendpresse Hessen, LPR Hessen und der Verband Hessischer Zeitungsverleger Mitveranstalter.
Frau Dr. Catarina Katzer (Insitut für Cyberpsychologie und Medienethik) stieg mit ihrer Einführung gleich in das Thema ein, das aktuell auf allen Kanälen diskutiert wird. „Steckt der Journalismus in einer Krise?“, fragte sie. Neue Plattformen wie Instagram, Snapchat und Youtube hätten längst die Gate-Keeper-Funktion von Journalistinnen und Journalisten aufgelöst. Wie fände heute Meinungsbildung statt, fragte sie weiter. Die Nutzung des Internets verringere emotionale Bindung, zu weit sei man entfernt von Nachrichten, von den Personen und, wie Dr. Katzer betonte, auch von sich selbst. Man spreche von Deindividuation (laut Lexikon der Psychologie: ein psychischer Zustand verminderter Selbstaufmerksamkeit und sozialer Urteilsfähigkeit (Selbstverlust), der mit einer erhöhten Bereitschaft zu impulsiven, normabweichenden und extremen Verhaltensweisen verbunden ist. Auslösende Faktoren sind Anonymität und Versunkenheit in Gruppen oder Massen). Trotzdem sei man bereit, einen Vertrauensvorschuss zu geben, auch wenn die Glaubwürdigkeit nicht gegeben sei. Es reiche, wenn genügend andere User auch den „Like-“ oder „Follower-Button“ drückten. Das genüge, eine „scheinbare Echtheit“ zu belegen. Das betreffe Nachrichten ebenso wie Hass und Hetze.

Fazit sei, dass von Journalistinnen und Journalisten wieder mehr Konfliktfähigkeit aufgebaut und dies auch den Nutzern zugemutet werden müsse. Man solle nicht dem Rhythmus der Schnelligkeit nachgeben, sondern Fakten checken und auf der Basis ethischer Grundsätze eine Vorbildfunktion einnehmen. „Der Faktor Mensch ist der wichtigste. Journalistinnen und Journalisten sollten menschliche Stoppschilder sein und Zeichen setzen,“ lautete die Aufforderung der Referentin an die Zuhörenden.

Diskussion und Weiterbildung

Dr. Helge Fuhst (Leitung Programm Management phoenix) nahm an der nachfolgenden Diskussion „Nachricht vs  Fake News“ teil. Er berichtete, dass Nachrichten im Sender (bei phoenix) fast ausschließlich von mehreren Agenturen eingingen. Verfüge man über nur eine Quelle, gebe man dies grundsätzlich an. Qualität gehe immer vor Schnelligkeit, dabei gehe es um die klassische Recherche. Im Volontariat werde deswegen auch besonderer Wert darauf gelegt: „Wie recherchiere ich am besten“.

Die Weiterbildungspanels beschäftigten sich mit den klassischen Medien Print, Rundfunk und Fernsehen immer auch in Bezug auf die Online-Tätigkeit. Der Chefredakteur des Wiesbadener Kurier und Wiesbadener Tagblatt, Stefan Schröder, stellte die Möglichkeiten eines Printmediums ganz praktisch vor. Er ging auf unterschiedliche Print-Produkte ein, mit denen sich die VRM (Verlagsgruppe RheinMain) auch durch den Wiesbadener Kurier breiter aufstelle. Er erläuterte die Möglichkeiten, die Zeitungen und Magazine mit Markenbildung, experimentellen Printprodukten oder ganz anderen Standbeinen wie E-Commerce auch in Zeiten des Internets behielten oder neu erwerben, um Leserinnen und Leser zu gewinnen und zu binden.

Auch die Youtuber bewegen sich auf neuen Wegen. Elias Malki, Student der HMKW, brachte filmische Beispiele dafür mit, was sich entwickeln kann, wenn man sich schon seit der achten Klasse fürs Filmen interessiert. Gerade bei jungen Leuten sei Youtube gefragt, doch solle man sich nicht vom schnellen Geldverdienen leiten lassen. Die Ausbildung und das Studium bieten erst die soliden Grundlagen, um bewusst mit dem Medium umzugehen. Er wies auf Richtlinien hin, die auch bei Youtube gelten. Nämlich Urheberrechte zu wahren und fragwürdige Inhalte auszuklammern.

Gregor Mayer, Leiter Digitale Medien, phoenix und Referent beim DJV, sprach in seinem Schlusswort die Begeisterung an, mit der auch jede junge Journalistin, jeder junge Journalist seine Arbeit angehen sollte. „Wenn wir für etwas brennen, sind wir auch gut“.

Der Hessische Jungjournalistentag verlief für alle Seiten erfolgreich. Kritik war konstruktiv und hilfreich, um den Ablauf in der Zukunft weiter zu verbessern. „Ich gehe mit mehr Optimismus nach Hause, dass der Weg in den Journalismus nicht unmöglich ist,“ äußerte eine Teilnehmerin zum Abschluss an der Pinwand.

 

 


70 Jahre DJV Hessen

Am 2. März 1947 fanden sich im Frankfurter Hotel Monopol-Metropol an die 100 Journalisten zusammen, um ihrerseits einen Neuanfang zu machen und einen „Verband der Berufsjournalisten in Hessen“ zu gründen. 1958 wurde dieser in „Hessischer Journalisten-Verband“ (hjv) umbenannt, seit 2005 firmiert er unter der aktuellen Bezeichnung DJV-Landesverband Hessen.

Die Herausforderungen sind über die Jahrzehnte geblieben. Der DJV Hessen positioniert sich in der Medien- und Tarifpolitik des Landes und des Bundes und tritt für eine angemessene Behandlung beziehungsweise Bezahlung in Presse, Funk, Fernsehen und neuerdings online ein.

Immer wieder treten im Lauf der Jahre unverhältnismäßige Angriffen auf die Pressefreiheit in Hessen auf, es ist die Rede von unguten Konzentrations- und Rationalisierungswellen in den Verlagshäusern, von Urheberrechtsverletzungen und deren ökonomischen Folgen. Es wird gewarnt vor weiteren Ausgliederungen, Honorardumping, überbordender Technikbegeisterung – bis heute.

Der DJV Hessen ist Partner gewesen und über die Jahre geblieben. Nicht nur und selbstverständlich für seine Mitglieder und die (Medien-)Politiker im Land. Er hat mit Formaten wie dem Würzburger Kreis oder der „Fünferbande“ (zusammen mit den Landesverbänden Thüringen, Saarland, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg) Verbandspolitik mitgestaltet und Strukturveränderungen eingeleitet. Dieses Quintett hat – nach nordrhein-westfälischem Vorbild – den Süddeutschen Journalistentag initiiert. Der DJV Hessen steht auch für die gut dotierten Wettbewerbe Foto-Preis Hessen-Thüringen und Hessischer Journalistenpreis. Bereits zum dritten Mal fand 2017 der Jungjournalistentag mit einer beachtlichen Resonanz statt.

Der DJV Hessen in der Fläche

Von Beginn an war der DJV Hessen föderalistisch organisiert. Ortsverbände fanden sich in Frankfurt, Wiesbaden, Darmstadt, Bad Nauheim, Gießen, Wetzlar (später Lahn-Dill), Alsfeld, Marburg, Kassel und Offenbach. Über die Jahre sind Fulda und Hanau hinzugekommen. Bad Nauheim, Gelnhausen und Alsfeld haben ihre Eigenständigkeit mittlerweile wieder aufgegeben, Offenbach hat sich Frankfurt angeschlossen. Da Frankfurt seit jeher der mitgliederstärkste Ortsverband war, fanden die Verbandstage lange Jahre in der Finanzmetropole statt, die Geschäftsstelle wurde erst Anfang des Jahrtausends in die Landeshauptstadt verlegt. Der DJV ist im Presserat sowie bei der LPR vertreten.

Ein Film von Jiyeon Cha, hfma netzreporter

 

 

 


#JJT16 - Nur Qualitätsjournalismus wird der Journalismus der Zukunft sein

Wiesbaden/Frankfurt, 8. Juni 2016 - Knud Zilian, 2. Vorsitzender des DJV Landesverbands Hessen, eröffnete am Samstag, 4, Juni 2016, den zweiten Hessischen Jungjournalistentag. Experten diskutierten mit dem Publikum Fragen zur Zukunft des Journalismus.

Das Video zum #JJT16 wurde gedreht und bearbeitet von Philipp Stelzner, Stv. Chefredakteur, und Nina Eisenbeis, CvD, von 17:30 SAT.1 Live. Herzlichen Dank dafür.

Mehr als 80 Teilnehmende diskutierten beim 2. Hessischen Jungjournalistentag am 4. Juni  bis in die frühen Abendstunden in der IHK in Frankfurt Themen, die Berufseinsteigern auf der Seele brennen.

Dr. Leif Kramp gab mit seinem Impulsreferat den Einstieg in die Diskussion über Neue Medien und den damit verbundenen Wandel im Journalismus. Er sehe den wachsenden Bedarf an digital-erfahrenen, profilierten und experimentierfreudigen Kommunikationsprofis. Demgegenüber stünden nach wie vor stark hierarchisierte journalistische Organisationen, sprich Verlage und Sender, deren gewohnte  journalistische Arbeitsroutinen durch den Wandel ins Wanken gerieten. Kramp fuhr fort, dass bisher nur wenige progressive Redaktionen zum Beispiel die Wahl des Arbeitsplatzes frei stellten, sei es bei Starbucks, zu Hause oder im Park. Sein  Rat an den Nachwuchs lautete, in diesen starren Redaktionsstrukturen durchzuhalten: „Sie brauchen ‚kopf-frischen‘ Nachwuchs.“ Er lieferte auch gleich Zahlen, in welchen Bereichen und Rollen Journalisten in Zukunft gebraucht würden:

  • Moderatoren (66,1 Prozent)
  • Blogger/Kommentatoren (56,7 Prozent)
  • Kuratoren (55,9 Prozent)
  • Community Manager (48 Prozent)
  • Andere ( 4,7 Prozent)

Kramp stellte Neue Skillsets - Erwartungen an junge Journalisten. Foto: Sonja Lehnertauch die Frage, wie man sich den Typus Journalist eigentlich vorzustellen habe. Traditionell wie den ehemaligen Nachrichtensprecher Hanns Joachim Friedrichs oder wie den innovativen Youtuber Florian Mundt, Le Floid? Das sei wohl eine Generationenfrage. Die Redaktionsrealität sehe gegenwärtig so aus, dass die Skeptiker und Desillusionierten in einer Pattsituation mit den Innovativen stünden. Doch gerade weil man jung sei, bringe man wertvolle Voraussetzungen für die Unternehmen mit.  Wie Informationen weitergegeben und Nutzer erreicht werden könnten, realisiere der Nachwuchs spielerisch und probiere mit neuen Ideen aus, welche Projekte das Interesse weckten.

„Journalismus verleiht Flügel“

Kreativität und Ideenreichtum sind gefragt, vor allem das „Brennen für die Sache“. Die Erwartungen an den journalistischen Nachwuchs sind hoch. Das bestätigte auch Ute Wellstein vom Hessischen Rundfunk, die in diesem Jahr 300 Bewerbungen für das zweijährige Volontariat erhalten hat. Demnächst werden im Assessment Center acht bis zehn Volos ermittelt, die dann das „goldene Los“ gezogen haben, beim Rundfunk anfangen zu können. „Wie soll man sich vorbereiten? Was wird erwartet? Was muss ich alles schon können?“, lauteten die Fragen der Anwesenden. Ein hilfreicher Tipp der ExpertInnen lautete, auf den Websites der Unis nach den Modulen, die angeboten werden, zu schauen und Checklisten (gibt es beim DJV) für Volontariat oder Hochschulstudium abzuarbeiten.

Kenntnisse in den Sozialen Netzwerken sind da nur einer der vielen Bausteine, die das Gesamtbild ausmachen. Man sollte multimedial zumindest interessiert sein und alle drei Medien kennen. Das hieße nicht, dass jeder alles machen müsse, erklärte Ute Wellstein. Gregor Mayer, Leiter Digitale Medien bei Phoenix, ergänzte, dass die sozialen Netzwerke eine ganz wichtige Rolle spielten. Hans Georg Schnücker, Geschäftsführer der Verlagsgruppe Rhein-Main, fügte hinzu, dass auch viele der ganz großen Journalisten erst einmal bei den Lokalzeitungen angefangen hätten.

Die Veränderungen, die die gesamte Kommunikation betreffen, erfordern aber auch eine Umstrukturierung in der Ausbildung. Man könne nicht wie vor 20 Jahren ausbilden, aber trotzdem Erwartungen des 21. Jahrhunderts an die Berufseinsteiger stellen, sagte Podiumsteilnehmerin Ulrike Kaiser, IQ im Journalismus, auch die Ausbildung müsse sich den Veränderungen stellen. Andreas Fauth, Hörfunkschule Frankfurt, sowie alle anderen Podiumsteilnehmer wiesen immer wieder darauf hin, dass man trotz aller Erwartungen das studieren solle, wofür man tatsächlich brenne. Mit dieser Begeisterung überzeuge man auch beim Einstellungsgespräch.

Journalismus heute – praktisch erlebbar im Workshop

Wie schon beim ersten Hessischen Jungjournalistentag im vergangenen Jahr war die Zeit der offenenPhilipp Stelzner, Sat.1Live Diskussionsrunde viel zu kurz, um alle Fragen zu beantworten. Sehr positiv wurden deshalb die individuell ausgerichteten Workshopangebote am Nachmittag wahrgenommen. Neben den hochaktuellen Themen „Bloggen“ und „Mobile Journalism“ sind immer wieder die Basisfragen nach der Ausbildung bei Print, Rundfunk und Fernsehen sowie Möglichkeiten zur Existenzgründung relevant.

Das sehr motivierende Interview, das Stefan Schröder mit der Bloggerin Andrea Lindner führte, zeigte einen der vielen innovativen Wege, den JungjournalistInnen gehen können. Die junge Bloggerin war das beste Beispiel dafür, wie Neugierde und Begeisterungsfähigkeit die eigene Marke herstellen könnten und sich auch finanziell bemerkbar machten.

O-Töne der Teilnehmenden

Annika, 22: „Mir hat an der Podiumsdiskussion gefallen, dass die Zuhörer gleich miteingeschaltet waren.“

Merle, 20: „Die Experten bei der Diskussion waren gut ausgewählt und die Moderatorin hat alle Beiträge prima in die Diskussion eingebaut.“

Isabelle, 25: „Ich komme aus dem technischen Bereich und will mich hier weiter orientieren. Das Angebot entspricht voll meinen Erwartungen. Ich finde es ganz erstaunlich, dass das Thema ‚Digitale Medien‘ auch bei den Experten so wichtig ist.“

Marco, 17: „Ich habe beim SchoolMediaDay von der Veranstaltung erfahren. Hierher zu kommen hat sich sehr gelohnt. Ich wurde auf die Möglichkeit des FSJ aufmerksam gemacht und mir wurden Kontakte in meiner Region genannt, zum Beispiel auch Empfehlungen für ein Duales Medienstudium.“

Tobias, 21: „Ich war schon im letzten Jahr hier. Mir hat besonders das Interview mit der Bloggerin gefallen. Solche Interviews können ruhig mehr eingebaut werden. Gut ist auch, dass immer mal andere Workshops angeboten werden.“ sl

Videos

Hessischer Jungjournalistentag 2018 #JJT18

Ein Film von Jonas Schramm, Evangelisches Medienhaus

Mahnwache für Deniz Yücel

Ein Film von Ella Kiel, Videojournalistin, für rheinmaintv

Bundesverbandstag 2017 in Würzburg

Impressionen der 70-Jahr-Feier

Ein Film von Jiyeon Cha, hfma netzreporter

Hessischer Jungjournalistentag 2017

Ein Film von Jiyeon Cha, hfma netzreporter

70 Jahre DJV Hessen

Ein Film von Jiyeon Cha, hfma netzreporter

Verleihung des Fotopreises PresseFoto Hessen-Thüringen 2016. Film der hfma-netzreporter.

Das war der #JJT16

Die "Rolle" der Personalratswahlen beim hr - 30./31.5.2016

Personalratswahlen beim Hessischen Rundfunk