„Da müssen wir sowas von aufpassen“

50 Mitglieder bei spontaner Gegendemonstration des Landesverbands zur Verteidigung unabhängiger Medien und der Pressefreiheit

1. Vorsitzender des DJV-Hessen Knud Zilian bei seiner Ansprache Foto: Wolfgang Minich

Alle Fotos: Wolfgang Minich

„Frankfurt bleibt stabil.“ Mit diesem letzten Tweet beendete die Frankfurter Polizei am Sonntagabend ihren Einsatz auf dem Rebstockgelände und in den sozialen Netzwerken. Dort hatten sich nach der kurzfristigen Absage einer Demonstration gegen die angebliche Gleichschaltung der Medien durch den Veranstalter, das Bündnis „Querdenken 69“, letztlich doch noch an die 400 Teilnehmer zusammengefunden, die kurzfristig einen weiteren Protest angemeldet hatten. Gegen deren ursprüngliches Ziel, direkt vor dem Hessischen Rundfunk zu protestieren, hatte spontan auch der DJV-Landesverband mobil gemacht. An die 50 Mitglieder verteidigten in einem friedlichen Protestzug die Pressefreiheit.

„Gleichgeschaltete Medien in Deutschland – wer so etwas denkt, hat gleich mal gar keine Ahnung“, erklärte Landesvorsitzender Knud Zilian auf der Abschlusskundgebung direkt vor dem hr-Hauptgebäude. Dieses war von einem massiven Polizeiaufgebot gesichert, Zufahrtstraßen waren abgesperrt, Zugänge kontrolliert worden. Zilian dankte der Eskorte aus Nordrhein-Westfalen, die den DJV-Protestzug sicherte. Teilnehmer an der DJV-Demonstration wurde der Zugang unkompliziert gewährt.

„Da erzählen Menschen öffentlich, dass man öffentlich nichts erzählen dürfe“, kritisierte Zilian die Philosophie der selbst ernannten Querdenker. „Bei manchen von ihnen scheint das Denken aber nicht zu dominieren, das sind eher Querköppe.“ Zilian berichtete von unflätigen Mails, die er in den Stunden vor der Kundgebung erhalten habe, die den Verband aber nicht davon abhalten könnten, die Wahrheit auszusprechen. „Wir haben hierzulande keine gleichgeschaltete Presse. Wir haben Verbände wie den DJV, der darauf achtet, dass sich der politische Einfluss im gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen hält.“ Wer die Pressefreiheit angreife, der greife auch die demokratische Verfassung an, „da müssen wir so was von aufpassen“.

Für den DJV-Bundesvorstand bedankte sich Beisitzer Mika Beuster bei den Demonstranten. Er ist zugleich Mitglied im Landesvorstand. Er berichtete von verschiedenen Initiativen in Berlin, um die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten abzusichern. „Wir leben Pressefreiheit“, erklärte Beuster. „Uns an diesem Auftrag zu hindern, das geht zu weit.“

Wenige Minuten vor den angemeldeten Beginn der Demonstration hatte die Frankfurter Ortsgruppe der Querdenker die Veranstaltung abgesagt. Einzelne Gruppierungen waren im Lauf des Nachmittags dann doch auf dem Rebstockgelände zusammengekommen und hatten unter weitgehender Einhaltung der Auflagen eine neue spontane Demonstration angemeldet. Im Gegensatz zu der Kundgebung Ende März in Kassel blieb diese von der Resonanz her überschaubar und friedlich.                                                    Andreas Lang

A K T U E L L E S


Blickpunkt Ausgabe 1/2024

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