Gut aussehen bei Wind und Wetter - Fachausschuss AVM besucht das neue ARD-Wetterkompetenzzentrum

Grüne Wand, grüner Boden, automatische Kameras, taghelles Licht: „Hier sieht man zehn Jahre jünger aus.“ Silke Hansen ist voll in ihrem Element. Die Chefin des neuen ARD-Wetterkompetenzzentrums spricht stolz vom „modernsten Wetter-Studio der Welt“. Seit der Entscheidung der ARD-Intendant*innen Anfang des Jahres, ehrlich gesagt schon etliche Monate früher, hat Uwe Afflerbach, Projektleiter des neuen Wetterstudios, mit seinem Team, international feinste Technik zusammengesucht.

Das neue ARD-Wetterkompetenzzentrum Fotos: Wolfgang Kühner

Inzwischen ist alles eingebaut und programmiert in Studio und Regie im Erdgeschoss des Studio-Baus beim Hessischer Rundfunk. Wenige Meter entfernt werden die Moderator*innen in der Maske für die Präsentation im virtuellen Studio geschminkt. Damit die Frisur bei Regen und Wind nicht durcheinander kommt, gäbe es sogar die Möglichkeit eine unterirdische Verbindung in die Redaktionsräume im A-Bau zu nutzen. Claudia Kleinert, Sven Plöger und Karsten Schwanke werden ab 1. Januar aus Frankfurt moderieren. Bisher haben sie den Wetterbericht von München aus präsentiert. Sie waren bei der Firma Cumulus unter Vertrag. Deren Vereinbarung mit der ARD ist ausgelaufen und die ARD macht ihr Wetter jetzt selbst; genauer der Hessische Rundfunk liefert zusätzlich zum Tagesschau-Wetter jetzt auch noch das Wetter vor der Tagesschau und in den Tagesthemen, das Wetter für das SWR-Fernsehen und andere Teile der ARD. Der WDR hat in Frankfurt sogar das volle Paket bestellt: Fernseh-, Hörfunk— und Onlinewetter. RBB (Rundfunk Berlin-Brandenburg) und weitere wollen nachziehen.

 

„Wir sparen der ARD jedes Jahr 700.000 Euro“, hat Silke Hansen ausgerechnet. Hier kommt alles aus einer Hand. Das bringt Synergieeffekte: Moderator*innen, die in ihrer Schicht durch bis zu zehn verschiedene Wettersendungen führen und Grafiken die an anderer Stelle noch mal genutzt werden. Das sind vor allem auch die Meteorolog*innen und die Fachleute in Redaktion und Grafik. „Viele hatten Lust drauf“, sagt die Chefin. Und weitere kommen hinzu. 84 Spinde werden auf dem Gang zum „Open Space“ eingebaut. Im Großraumbüro beginnt der Schichtbetrieb morgens um 4 Uhr und endet nach den Tagesthemen; also gegen 23 Uhr. 


Inhaltlich geht es hier natürlich um nackte Zahlen: Temperaturwerte, Windstärken, Regenmengen etc. Die Daten kommen vom Deutschen Wetterdienst und anderen großen Anbietern. Das alles muss so aufbereitet werden, dass die wichtigen Informationen rüberkommen. Spaß machen darf es natürlich auch: „Ich bin ja ein großer Fan von Wolkenfilmen“, meint Silke Hansen und schildert warum sie auch in Blitz- und Sturmanimation investiert hat.


Sie persönlich war ursprünglich mal Sportreporterin. Wetter-Moderatorin wurde sie eher zufällig. Inzwischen arbeitet sie seit fast 30 Jahren mit Sonne, Wolken, Schnee und Eis. Ein Jahrestag ist ihr besonders wichtig: In wenigen Monaten, am 1. März 2020, wird das Tagesschau-Wetter 60 Jahr alt. Zum Geburtstag erscheint ihr Buch - das offizielle Tagesschau-Wetter-Buch. In „... und jetzt das Wetter“* beschreibt sie wie der Wetterbericht für die Tagesschau gemacht wird - vor 60 Jahren und heute – und erklärt (fast) alles, was man über Wetter wissen muss. 


Doch vorher noch - genau am 1.1. - wird das neue virtuelle Studio des ARD-Wetterkompetenzzentrums zum ersten Mal live auf Sendung gehen. Hinter den Kameras wird keine Kamerafrau oder -mann stehen. Sie arbeiten vollautomatisch, fernbedient aus der Regie. Und der Teleprompter vor der Linse wird ausgeschaltet sein. Nur die verbleibenden Sekunden der Sendezeit leuchten auf. Silke Hansen: „Unsere Moderatoren brauchen keinen Text. Die haben das Wetter im Kopf und sprechen ganz frei.“

*Delius Verlag, 19.90 €

 

 

Text: Sylvia Kuck

 

Fachausschuss Audiovisuelle Medien

 

Fachausschussvorsitzende

Sylvia Kuck
 

Stellvertreter

Carsten Gohlke

 

Kontakt

avm@djvhessen.de

 

Rundfunk

Knud Zilian

Bild:

Karsten Socher

Online:

Christian Arndt

 

DJV Bildportal