Freienkongress 2025
Von KI, Fairness in den Sozialen Medien bis Medienstaatsvertrag
Ansprechpartner*in
Sascha Kohlhöfer


Freienkongress 2025
Auf dem Podium: Florian Kumb, Helge Lindh, Björn Staschen und Stefan Müller.
Erstmals gastierte der Freienkongress beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt.
Wie wird sich Journalismus im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz entwickeln? Bedrohen Techkonzerne die Pressefreiheit – und damit die Demokratie? Und welche Verantwortung tragen die Öffentlich-Rechtlichen dabei? Um diese hochaktuellen Fragen drehte sich der diesjährige Freienkongress aller öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (ARD, ZDF, DLR und DL) am 25. und 26. April 2025. Dieser fand zum ersten Mal im Hessischen Rundfunk in Frankfurt mit rund 170 angemeldeten Freien statt. Rund drei Viertel diskutierten vor Ort mit, weitere Kolleginnen und Kollegen verfolgten die Veranstaltung via Teams.
Wie dringlich die Themen Pressefreiheit, die Rolle der Sozialen Medien und Künstliche Intelligenz für Freie in den aktuellen Zeiten sind, wurde bei den Podiumsdiskussionen und Workshops des diesjährigen Kongresses deutlich. In zahlreichen Workshops ging es neben Diskussionen über fairen Bestandsschutz und die Altersvorsorge von Freien auch um Podcast-Strategien und Urheberrecht.
Reformstaatsvertrag: Desinformation bekämpfen
Am Freitagabend diskutierten HR-Intendant Florian Hager, der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster und der Medienexperte Heiko Hilker über die Bedeutung des Reformstaatsvertrags für freie Journalistinnen und Journalisten. In dem von Stefan Tiyavorabun (Personalratsvorsitzender beim SWR) moderierten Gespräch kritisierte Mika Beuster, dass der Reformstaatsvertrag wichtige gesellschaftliche Aufgaben, wie die Bekämpfung von Desinformation, Finanzierungsfragen sowie strategische Fragen nicht ausreichend adressiere. Auch Heiko Hilker sah am Reformstaatsvertrag keine ausreichende Lösung für feste Freie und betonte die Rolle der Medien als „vierte Säule der Demokratie“, die politisch aktuell zu wenig Betrachtung finde. Die Forderungen an die Bundespolitik wurden klar formuliert: direkter Zugang zum Publikum für jeden, Klärung der Infrastruktur, stärkere Kooperation zwischen Politik, Medien und Sendern sowie die Förderung regionaler Berichterstattung.
Make Social Media fair again
In der zweiten großen Diskussionsrunde debattierten am Samstagvormittag Helge Lindh (MdB, SPD), NDR-Journalist Björn Staschen und Florian Kumb (ZDF) über die Rolle der Öffentlich-Rechtlichen im digitalen Raum unter dem Titel: „Unverzichtbar aber bedeutungslos?“ Björn Staschen, Mitinitiator der Initiative Save Social, stellte die Forderungen vor, die faire demokratische Diskurse sichern und alternative Plattformen stärken sollen – Plattformen, die über offene, anerkannte Protokolle miteinander verbunden sind. Zum Tag der Pressefreiheit am 3. Mai ruft Staschen zum „Save-Social-Day“ auf, an dem möglichst viele Nutzende auf den großen Plattformen bewusst offline gehen sollen. Als Vertreter der Medienpolitik betont Helge Lindh, dass die Politik den Zusammenhang zwischen Demokratie und Digitalisierung bislang zu wenig in den Fokus rückt. Die Sorgen der freien Journalistinnen und Journalisten, die sich im digitalen Raum vermehrt behaupten müssen, waren auf dem Kongress deutlich spürbar.
Und auch bei der abschließenden Diskussionsrunde zum Thema „KI – Dein Feind und Helfer“ wurde der Handlungsbedarf für Politik und den Öffentlichen-Rechtliche deutlich. In der Diskussion am Samstag erörterten Jan Eggers (hr-Digitaljournalist und KI-Experte), Matthias von Fintel (ver.di, Bereich Medien, Journalismus, Film) und Moritz Metz (Podcast-Host „KI verstehen“) die Chancen und Herausforderungen beim Einsatz von KI im Journalismus. KI ist aus dem modernen Journalismus nicht mehr wegzudenken. Politik und Medien seien allerdings gefordert, den Einsatz von KI aktiv und mit Sachverstand zu gestalten – durch umfassende Schulungen, Transparenzgebote und rechtliche Grundlagen für die Vergütung beispielsweise bei der Verwendung von Trainingsdaten. Fazit der Runde ist, dass KI Journalistinnen und Journalisten klar entlasten und unterstützen kann, jedoch die Recherche als unverzichtbare Kernkompetenz keinesfalls verlorengehen darf. KI ist keine Quelle, allenfalls ein Hilfsmittel – etwa beim Sortieren großer Daten- und Textmengen – und das letzte Wort muss immer der Mensch haben.
Freienräte des mdr gewürdigt
Den Abschluss des Kongresses bildete die Verleihung des „Dicken Bretts“ an die Freienräte des Mitteldeutschen Rundfunks für ihren beharrlichen, wenngleich noch nicht erfolgreichen Einsatz dafür, dass auch freie Mitarbeitende in den Personalräten Mitsprache- und Mitbestimmungsrecht bekommen sollten. Die Auszeichnung wird anlässlich des Freienkongresses von der Jury des ARD/ZDF/DLW/DW-Freienrates vergeben und bildete den würdigen Abschluss für zwei intensive, zukunftsweisende Tage in Frankfurt.
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